Nun endlich nach 35 Jahren Friedlicher Revolution und Wiedervereinigung wurde am Ort des bekanntesten Frauengefängnisses der ehemaligen DDR auf Hoheneck in Stollberg/Erzgebirge die Gedenkstätte eröffnet.

Am 11. Juli 2024 fand die feierliche Eröffnung in Anwesenheit des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Frank-Walter Steinmeier statt. Nach einer Kranzniederlegung am Gedenkstein und einer einfühlsamen und bewegenden Gedenkrede von Konstanze Helber, Vorsitzende des Frauenforums, wurde der Bundespräsidenten von ehemaligen politisch-inhaftierten Frauen durch das Zellenhaus im Südflügel geführt. Am fast authentischen Ort berichteten sie von ihren schrecklichen Erlebnissen, die sie hinter den Gefängnismauern ertragen mussten. Anschließend besichtigten sie die dazugehörige Dauerausstellung im Westflügel. Der Kurator Prof. Dr. Stefan Appelius kam im Sommer 2021 nach Stollberg und widmete sich seitdem der inhaltlichen Gestaltung der Dauerausstellung. Trotz zahlreicher Hemmnisse hat er die umfassende Geschichte des Areals, insbesondere des DDR-Frauengefängnisses erarbeitet. Dabei betonte er, dass die Forschungen weitergeführt werden.

Die Rede des Bundespräsidenten während der Feierstunde war sehr bemerkenswert und zeigte den betroffenen Damen wie tief das Schicksal dieser zahlreichen Unschuldigen ihn bewegte.

Das sich anschließende Podium mit der SED-Opferbeauftragten Evelyn Zupke verdeutlichte den Weg der Frauen nach und die Zeit der Entbehrungen auf Hoheneck am Beispiel der Vorsitzenden der zwei Frauenvereine, die sich maßgeblich für die Errichtung der Gedenkstätte eingesetzt haben.

Den ganzen Tag fanden für geladene Gäste Führungen durch das Zellenhaus und die Dauerausstellung statt. Ein Großteil der Gäste waren Frauen, die aus politischen Gründen zu DDR-Zeiten in Hoheneck inhaftiert waren. Für sie war es ein sehr emotionaler Besuch. Die Wiederkehr an den Ort, an dem ihnen Unmenschliches widerfuhr, belastete nicht wenige. Aber sie trafen auch Haftkameradinnen nach Jahrzehnten wieder, und ergänzten ihre eigenen Erinnerungen mithilfe der Geschichten der anderen.

Am 12. Juli 2024 konnten alle Interessierten das Gelände ohne jegliche Sicherheitsmaßnahmen besichtigen. Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke nahm sich auch am zweiten Tag die Zeit, um sich in persönlichen Gesprächen mit den betroffenen Frauen auszutauschen und Impulse für ihre wichtige Arbeit mitzunehmen.

Auch an diesem Tag fanden ganztägig gut besuchte Führungen durch die Dauerausstellung und das Zellenhaus statt. Erschöpft von den Eindrücken und der vorherrschenden Hitze wirkte das kräftige Gewitter am Nachmittag angenehm erfrischend.

Wir hoffen, dass alle Damen wieder gut zu Hause angekommen sind. Vielfach sicher beseelt, da es nun endlich eine Gedenkstätte an diesem Ort der Repression gibt, die ihr persönliches Leid in den vielen verlorenen Jahren widerspiegelt.

Gedenkrede zur Kranzniederlegung am 11. Juli 2024 von K. Helber

Film zur Eröffnung der Gedenkstätte Hoheneck